Letztes Update: 25. August 2024
NextGenWork Trends 2024 revolutionieren die Arbeitswelt mittelstĂ€ndischer Unternehmen. Der Artikel zeigt, welche VerĂ€nderungen auf Sie zukommen und warum manche Arbeitgeber ĂŒberrascht sein werden.
Wer als Arbeitgeber die AnsprĂŒche der jungen Generation fĂŒr ĂŒberzogen hĂ€lt, wird sich in den kommenden Jahren die Augen reiben. Im Zuge der weiteren Digitalisierung und KI-Entwicklung sowie des demografischen Wandels vollzieht sich derzeit eine Revolution. Arbeitnehmer werden dann nicht mehr nur entscheiden können, wann, wo und wie sie arbeiten, sondern auch was und mit welchen Software-Tools. Die Revolution vollzieht sich derzeit unter der Bezeichnung NextGenWork. NextGenWork wird die bislang diskutierten Themen im Rahmen der New-Work-Debatte weit in den Schatten stellen.
"4-Tage-Woche, Homeoffice und kollaboratives Arbeiten sind schon heute in aller Munde und in nicht wenigen Unternehmen Standard", weiĂ Gerald Wood. Er ist MitgrĂŒnder der Unternehmensberatung Authentic Consult, ehemaliger Gallup- und Metro-Manager sowie Experte fĂŒr Mitarbeiterbegeisterung. Derzeit forscht er zum Thema NextGenWork. "Da kommt etwas auf die Unternehmen zu", so seine Analyse. Flexibles Arbeiten, Remote-Work und Work-Life-Balance seien nur die Vorboten einer neuen Arbeitswelt und Arbeitskultur, im Grunde seien dies schon "alte HĂŒte".
Nach der weitgehenden Umstellung auf digitale und KI-basierte Kooperationstools werden Arbeitnehmer im Rahmen sehr weit gesteckter Leitplanken autonom ĂŒber ihre TĂ€tigkeiten und Aufgaben bestimmen können. Das wird die nĂ€chste Entwicklungsstufe sein. "Die technischen Entwicklungen in Sachen KI und die individuellen Kompetenzen insbesondere junger Menschen werden so rasant zunehmen, dass die klassischen Wege der Beschaffung und Implementierung von Software in Unternehmen nicht mehr Schritt halten können", ist Gerald Wood ĂŒberzeugt. In der Folge werden Mitarbeiter eigene KI-Tools mit zur Arbeit bringen und diese einsetzen. "FĂŒr die IT-Abteilungen der Unternehmen ist das eine riesige Herausforderung, auch hinsichtlich der IT-Security. Sich dagegen zu wehren, wĂ€re aber falsch", so Wood. Denn moderne Mitarbeiter wĂŒrden sich weder in der Wahl ihrer technologischen Mittel noch in ihrer ProduktivitĂ€t aufhalten lassen wollen. Andernfalls wĂŒrden sie kĂŒndigen oder nur demotiviert ihrer Arbeit nachgehen - zu Lasten der Unternehmen. Eigene KI-Tools bedeuten fĂŒr Mitarbeiter auch Autonomie und SelbstĂ€ndigkeit bei der Gestaltung der eigenen Arbeit.
Mehr noch, auch starre Vorgaben und Prozesse sowie bestimmte Automatismen werden ins Wanken geraten. "Unternehmen werden lernen mĂŒssen, Ziele zu definieren, und dann darauf zu vertrauen, dass die Mitarbeiter diese weitgehend selbstĂ€ndig erreichen", so der Experte. "Mehr Freiheiten und mehr Eigenverantwortung werden die neue Arbeitswelt prĂ€gen. Starre Prozessvorgaben, Checklisten und Kontrollen werden zurĂŒckgedrĂ€ngt."
Kontrolle, so Wood, werde im Detail ohnehin schwieriger werden, wenn die Menschen ihren Arbeitsort, ihre Arbeitszeiten und die Wahl der Arbeitsmittel selbst bestimmen. "Das Miteinander wird sich weitgehend in den digitalen Raum, vielleicht sogar ins Metaverse verlagern. Die Kommunikation wird darunter mutmaĂlich nicht allzu sehr leiden. Die SouverĂ€nitĂ€t des Einzelnen aber wird zunehmen. Die Art und Weise, wie jemand die vorgegebenen Ziele erreicht, wird ihm zunehmend selbst ĂŒberlassen werden", erklĂ€rt Wood den Ansatz der NexGenWork. High-Performer wĂŒrden von dieser neuen Art der Ergebniskultur profitieren.
Diese neue SouverĂ€nitĂ€t wird nicht nur den BĂŒroalltag verĂ€ndern, sondern nahezu alle Berufe. "Wir werden erleben, dass auch BeschĂ€ftigte im Einzelhandel, in der Pflege oder in der öffentlichen Daseinsvorsorge die neuen Möglichkeiten nutzen wollen und werden", so Wood. Dies könne etwa bei der Personal- und Einsatzplanung oder bei unternehmerischen Entscheidungen zu mehr Mitsprache fĂŒhren. "Das Hoheits- und Vorgesetztenprinzip wird sich wandeln oder gar ganz verschwinden." KI, so Wood, werde BeschĂ€ftigte befĂ€higen, tatsĂ€chlich und fundiert mitzubestimmen. Dabei wĂŒrden auch Grenzen verschwimmen zwischen vermeintlich angenehmen BĂŒrojobs und ebenso vermeintlich harten gewerblichen TĂ€tigkeiten. "Neiddebatten und soziologische Mauern zwischen Arbeitern und Angestellten werden fallen."
Diese Trends werden eine weitere Folge haben: Mitarbeiter können Ziele nur erreichen, wenn sie ihren Kompetenzen und individuellen StĂ€rken entsprechend eingesetzt werden. "Wir werden erleben, dass nahezu jeder Mitarbeiter eine StĂ€rkenanalyse durchlaufen wird und entsprechend seinen StĂ€rken seine eigene optimale TĂ€tigkeit aussuchen kann", zeigt sich Wood ĂŒberzeugt. Schon jetzt werde viel Wert auf Personalentwicklung, Talente und Neigungen gelegt. Aber wenn jeder entsprechend seiner StĂ€rken seine eigene TĂ€tigkeit definieren kann, werden sowohl Motivation als auch ProduktivitĂ€t steigen. "Mehr Leistung bei effektiverer Arbeitszeitnutzung", werde die Devise.
Denke man diesen Ansatz weiter, werde das dazu fĂŒhren, dass Arbeitnehmer dann sogar selbst bestimmen könnten, wie ihr Job heiĂt, wie er definiert wird und welche Rolle im System dieser einnehmen kann. "Bring-Your-Own-Job-Description" könnte Mitarbeiter in die Lage versetzen, ihren Wert selbst zu definieren. Das klassische Hierarchiedenken, die Organigramme und abgegrenzten Ressorts aber wĂŒrden dann massiv infrage gestellt.
Laut aktueller Gallup-Studie aus dem Jahr 2023 sind nur vierzehn Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hoch emotional an ihren Job, ihr Team und ihren Arbeitgeber gebunden. Knapp die HĂ€lfte kann sich gar vorstellen, innerhalb der nĂ€chsten zwölf Monate den Job zu wechseln. Der Verlust an ProduktivitĂ€t durch diejenigen, die nicht oder nur wenig emotional gebunden sind und sich in einer Art "inneren KĂŒndigung" befinden und dementsprechend ihren Arbeitgeber sabotieren, liegt den Gallup-Berechnungen zufolge zwischen 132,6 und 167,2 Milliarden Euro pro Jahr allein in deutschen Unternehmen.
"Wenn Mitarbeiter hoch emotional gebunden sind, haben sie eine zehn bis zwanzig Prozent höhere ProduktivitĂ€t und fĂŒhlen sich bis zu 66 Prozent wohler in Job und Leben", erklĂ€rt Wood, der die Gallup-Studie im Jahr 2001 in Deutschland eingefĂŒhrt hat. "Die Unzufriedenheit verstetigt sich und nimmt zu. FĂŒr Unternehmen muss dies ein Alarmsignal sein. Sie mĂŒssen aktiv werden."
NextGenWork sei ein Teil der Lösung des Problems, erklĂ€rt Wood. Nur wenn Unternehmen zulassen, dass sich ihre Mitarbeiter auch entfalten können, etwa durch eigene IT-Tools und selbstbestimmtes Arbeiten bis hin zur eigenen Job-Beschreibung, werden sie im Kampf um die besten Köpfe bestehen können. "NextGenWork wird kein Luxus hypermoderner Tech-Unternehmen sein, sondern Alltag in deutschen Unternehmen werden mĂŒssen. So tragisch dies mancher Chef finden wird", mahnt der Authentic Consult-CEO und NextGenWork-Experte.
Unternehmen mĂŒssten sich deswegen schon jetzt rĂŒsten und wappnen, so Gerald Wood. NextGenWork werde eine echte Revolution, die das VerhĂ€ltnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer so extrem verĂ€ndern wird, wie sich das derzeit kaum ein Unternehmen trĂ€umen lĂ€sst. "SpĂ€testens die Generation Alpha wird KI in den Genen haben und höchste AnsprĂŒche stellen an einen Arbeitsplatz. Und sie wird die Macht haben, diese AnsprĂŒche geltend zu machen."
NextGenWork wird die Arbeitswelt revolutionieren. Durch neue Technologien und flexible Arbeitsmodelle wird sich vieles verĂ€ndern. Mancher Arbeitgeber wird sich wundern, wie schnell diese Entwicklungen Einzug halten. Es ist wichtig, sich frĂŒhzeitig mit den neuen Trends und Anforderungen auseinanderzusetzen, um wettbewerbsfĂ€hig zu bleiben.
Ein Aspekt, der in diesem Zusammenhang immer wichtiger wird, ist die digitale SouverĂ€nitĂ€t der Unternehmen. Sie mĂŒssen sicherstellen, dass ihre Daten und Prozesse geschĂŒtzt sind. Dies ist nicht nur eine Frage der Sicherheit, sondern auch der Effizienz. Unternehmen, die hier gut aufgestellt sind, werden in der neuen Arbeitswelt besser bestehen können.
Auch die Schulung von Remote-Mitarbeitern spielt eine zentrale Rolle. Die FĂ€higkeit, Teams aus der Ferne effektiv zu fĂŒhren und zu schulen, wird ein entscheidender Wettbewerbsvorteil sein. Unternehmen, die ihre Mitarbeiter gut auf die neuen Arbeitsbedingungen vorbereiten, werden erfolgreicher sein.
Ein weiteres wichtiges Thema ist die Nachhaltigkeitsberichterstattung fĂŒr KMU. In der neuen Arbeitswelt wird Nachhaltigkeit immer mehr an Bedeutung gewinnen. Unternehmen mĂŒssen nicht nur nachhaltig handeln, sondern auch transparent darĂŒber berichten. Dies schafft Vertrauen und stĂ€rkt die Position am Markt.